Vielen Dank für Deine Aufmerksamkeit …

Dieser Artikel hat mit der einen Phrase begonnen, mit der eine überwältigende Mehrheit aller Vorträge in Deutschland endet. Aber nicht nur hier, überall auf der Welt wird sich für „attention“, „attenzione“, „uppmärksamhet“ oder „pozornost“ bedankt. Ich habe in meinem bisherigen Leben schon hunderte Vorträge, Reden und Präsentationen gehört. Bei 99 Prozent schüttle ich am Ende den Kopf und muss lachen, jedoch nicht aus Freude, sondern aus der Faszination, dass so viele unterschiedliche Menschen immer und immer wieder das Gleiche machen. Ich weiß nur nicht genau warum.

Daher möchte ich im Folgenden eine kleine Gegenüberstellung machen, was für die Phrase „Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit“ und was gegen sie spricht und welche Alternativen es gibt.

Pro: Gewohnter Ablauf

Wie in der Einleitung schon angesprochen wird die absolute Mehrheit aller Vorträge mit diesen fünf Wörtern beendet. Das hat den Vorteil, dass sich die Zuhörer sicher sein können, dass danach der Vortrag zu Ende ist. Wenn man einfach nur mit dem letzten Satz des Inhalts aufhört kann das zu Verunsicherungen im Publikum führen, da nicht klar ist, ob der Redner oder die Rednerin fertig ist oder nicht. Somit ist das „Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit“ gleichbedeutend zu „Ich bin fertig“, ohne es den Zuhörern so direkt zu sagen.

Kontra: Warum bedanken?

Ich stelle mir meist die Frage: Warum soll ich mich für die – möglicherweise gar nicht vorhanden gewesene – Aufmerksamkeit bedanken? Wenn mein Vortrag so gut war, dass die Zuhörer bis zum Ende aufmerksam bei der Sache waren, dann müssen eigentlich sie mir danken. Und falls sie nicht aufmerksam waren, weil ihnen meine Darbietung nicht gefallen hat oder zu langweilig war, für was bedanke ich mich dann? Für die nicht vorhanden gewesene Aufmerksamkeit? Daher macht für mich die Aussage „Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit“ wenig bis keinen Sinn.

Zudem hat diese Aussage etwas sehr Unterwürfiges: „Ich entschuldige mich für den langweiligen Vortrag und Ihre verschwendete Lebenszeit und bedanke mich für jeden Augenblick der Aufmerksamkeit, den Sie mir gnädigerweise geschenkt haben.“ Eigentlich sollte man doch erhobenen Hauptes von der Bühne gehen und stolz auf die abgelieferte Leistung sein und sich nicht selbst schlechter machen als man war.

Alternativen

Was macht man aber dann? Wie kann man seinen Vortrag denn sonst beenden? Die Rhetorik hat uns mit einem ganzen Arsenal an Möglichkeiten ausgestattet.

  • Beende einen Vortrag mit einer Rückführung zu Deinem Einstieg. (z. B. „Und da wir nun wissen, warum Supraleiter solche besonderen Eigenschaften besitzen kann man mit Fug und Recht behaupten, dass Supraleiter – wie zu Beginn des Vortrags angekündigt – die Superhelden unter den Leitern sind.“)
  • Schließe mit einem sinnstiftenden Zitat. (z. B. „Und damit verabschiede ich mich mit den Worten von Augustinus Aurelius: ‚In dir muss brennen, was du in anderen entzünden willst.‘“)
  • Gib einen Ausblick auf das nächste Thema, Produkt oder einen kommenden Vortrag. (z. B. „Da wir nun eine schöne Zusammenfassung über Sigmund Freud haben, können wir uns in der kommenden Woche genauer mit dessen bekanntesten Werken befassen.“)
  • Auch eine Frage eignet sich gut um die Zuhörer nochmal zum Denken zu animieren. (z. B. „Nachdem ich hier nun eineinhalb Stunden über Energiesparmöglichkeiten gesprochen habe würde ich Sie um 5 Minuten Ihrer Zeit bitten. Wenn Sie jetzt gleich nach Hause fahren, überlegen Sie einmal für sich selbst, wo bei Ihnen im Haushalt der Energieverbrauch verringert werden kann. Auch solche Kleinigkeiten helfen der Umwelt.“)
  • Wenn Deine Präsentation eher ausgelassen ist kannst Du auch zum Schluss noch ein Musikstück, einen Film oder eine Art Abspann spielen. Das lockert die Stimmung, lässt Deine Zuhörer schmunzeln und Du hast nochmal eine kleine Showeinlage dabei.

Pro-Hack: Weniger ist mehr

Falls Du nicht ganz auf ein kleines „Dankeschön“ am Ende Deines Vortrags verzichten willst, kannst Du „Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit“ auch getrost auf ein einfaches „Danke“ oder „Vielen Dank“ reduzieren. Dadurch weiß das Publikum auch mit Sicherheit dass der Vortrag zu Ende ist, jedoch lässt es genug Interpretationsspielraum um nicht zu plump zu wirken. (Man könnte sich statt für die Aufmerksamkeit schließlich auch für die Einladung oder den gleich aufkommenden Applaus bedanken.)

Zusammenfassung

Pro: Gewohnter Ablauf

Kontra: Warum bedanken?

Alternativen: Rückführung, Zitat, Ausblick, Frage/Aufforderung, Musik/Abspann …

Pro-Hack: Weniger ist mehr

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